Tuesday, November 06, 2007

Schienenersatzverkehr



Wer sich ein wenig durch die bunten Buchstaben des letzten Posts klickt bekommt vielleicht einen Eindruck von der Tragödie und den uns noch bevor stehenden Auswirkungen des derzeitigen Streiks der amerikanischen Drehbuchautoren (bzw der WGA).
Im Gegensatz zum Bahnstreik gibt es für den Ausfall des Colbert Reports, die zahlreichen idiotischen Produktionen, denen aufgrund des Engpasses grünes Licht gegeben wurde, fehlenden Worten und Plots bei LOST, und für die zahllosen Karrieren, die nun den Bach runtergehen werden, keine Ersatzfahrpläne.


Was bleibt einem also ohne die tägliche Dosis Humor, mit der Aussicht auf eine verkürzte Loststaffel und ein mieses Filmjahr 2009, wenn sogar die Filmnachrichten aufgrund der mangelnden Projekte stagnieren?

Zum Glück hat der Streik inzwischen ein unterhaltsames Eigenpotential entwickelt, für dessen Attraktion man natürlich auf defamer.com am besten aufgehoben ist. Informativeres gibt es auf dem Streik Blog von Variety, sowie interessante Stimmen aus dem Filmfan und Autorenvolk in diesem vortrefflichen Thread der Chud-Message Boards.

Dieses Video erinnert uns an so manche Abgründe der Autorenexistenz. Ich weiß nicht ob es zur Selbstironie des Deuce Bigalow-Autors gehört hier so ganz unverblümt die eigene Prostitution zu inszenieren. Und ich bin mir auch nicht sicher ob so manche der hier gezeigten Geschäftsideen für den ein oder anderen der Herren nicht eine gute Lösung für mich wäre. Mir ist es auf alle Fälle lieber dieser Typ verdient anständig durch ein bisschen Sex mit Lee Tamahori seine Brötchen, als dass ich mir eines Tages den Trailer für Deuce Bigalow VI anschauen muss.
Sagen wir so: Es ist nicht so, als ob die Welt wirklich auf eine Geschichte von Dave Garrett warten würde:



Mega-interessant ist Drew McWeenys* Blog, bei dem viele Bilder, sehr anschauliche Berichte der Streiksituation und obendrein noch jede Menge Autorenprominenz zu sehen sind.



Als ich gestern den ersten kleinen Fernsehbericht von ABC über den Streik sah, hat mich die Vorstellung wie krass es eigentlich ist, dass da mehrere Meister-Geschichtenerzähler auf einmal am Wegesrand stehen und ein Streikschild in der Hand halten gleich fasziniert. Das ist absurd, schön, traurig und spannend zugleich. Traurig, weil man realisiert, dass diese Künstler eben in einer Industrie tätig sind, in der es dazu kommen, kann, dass man aus Protest seine handwerklich gechannelte Phantasie für kurze Zeit einstellen muss. (Es ist auch von Zeit zu Zeit ganz gut die letzten restromantischen Vorstellungen von der Filmindustrie mal beiseite zu räumen. Das ist eben ne gottverdammte Industrie! Schluss aus.)
Schön, weil diese Menschen unsere Welt und mein Leben reicher und lebenswerter machen, und es einfach ganz interessant ist ihnen, wenn auch nur über digitale Datenströme hinweg, ins Gesicht zu schauen.

Dieser Streik ist auf alle Fälle ne total abgedrehte Sache.






*aka Moriarty von Ain't it Cool News?!

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