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Tuesday, June 19, 2007

Aaaaaaaaahhhhhhhh.....Paul Thomas Anderson

Magnolia ist einer der Filme, die mich am stärksten beeinflusst haben. Die Energie dieses Films, die gleichermaßen von interessanten Charakteren, der erleuchtenden Geschichte und einer wunderbaren Kamera-Ästhetik ausgeht, haut mich bis heute um.

Als ich dann Punchdrunk Love zum ersten Mal sah ahnte ich, dass PTA wohl das ist, was man früher Genie genannt hat.

Nun ist der Trailer für PTAs nächsten Film THERE WILL BE BLOOD, den ich vor geraumer Zeit schonmal genauer beleuchtet habe, endlich da und steht in praktischer Youtube-Verschlüsselung zu endloser Vervielfältigung bereit. Bitte:






Ich finde, dass es bei PTA oft um die Scheiße im Leben geht.
[Und es ist kein Geheimnis, dass es zu den wichtigen Dingen der Kunst und des Kinos gehört die Schönheit der Scheiße (metaphorisch...das muss man in diesem Zusammenhang dazu sagen) darzustellen. ]
Und zwar nicht nur die grobe Scheiße. Nicht nur das Sterben und Leiden. Sondern auch die kleinen Dinge, die schief gehen. Die kleinen Sachen, die nie funktionieren oder zu denen wir nicht fähig sind. [Die perfekte Verkörperung dieser Inkompetenz findet sich sowohl in Barry Egan als auch bei Quiz Kid Donnie Smith und allen anderen so schön disfunktionalen Charakteren in Andersons Filmen.] Deswegen ging mir auch das Herz auf, als dieses wohl zur Ölbeförderung gebaute Holzgerüst, was man im Trailer sieht, zusammenstürzt. Einfach herrlich.

Ich sah den Trailer als ich am Sonntag von einem aufschlussreichen aber auch schwer Abschied zu nehmenden Seminar voller wunderbarer Augenblicke zurückkam. Unter anderem plagte mich die Frage, warum ich es nicht geschafft hatte mit einer ehemaligen Freundin über die Krankheit ihrer Mutter zu sprechen und zu fragen wie es ihr damit ginge. Vielleicht waren die ziemlich schönen Stunden, die wir am Wochenende miteinander verbrachten keine allzu schlechte Alternative zu einem guten Gespräch über, das was in diesem Moment wohl das größten Platz in ihr einnahm. Aber irgendwie war es nicht richtig.

Als ich dann zuhause angekommen aus der Dusche stieg rief die beste Freundin an, die meine Mutter wohl hat und zu der eigentlich jeder aus unserer Familie eine besondere Beziehung hat. Sie hat Brustkrebs. Ich weiß, dass diese Situation trotz ihrer extremen, sie persönlich betreffenden Dimension, nicht vollkommen neu für sie ist. Und ich glaube auch, dass sie in ihrem Glauben Trost, Rückhalt und Hoffnung findet. Aber das ändert eben nichts an der Tatsache, dass sie verdammt krank ist und es ihr einfach scheiße geht.

Das Gespräch mit ihr war jedoch auch, neben der Realität ihrer Krankheit, gefüllt mit Zuversicht und Hoffnung und dem Blick auf das Schöne. Liebe Menschen, die sich gut um sie kümmern. Wir unterhielten uns auch über mein Seminar.

Heute telefonierte ich mit einem Verwandten meines Vaters dessen Sohn vor einigen Wochen an einem Gehirntumor starb. Ich habe seinen Sohn selbst nie getroffen. Aber irgendwie klingen die meisten aufrichtigen Erzählungen von ihm, nach einem total prallen Leben. Das spendet auch Trost. Aber den Vater beschäftigt der Tod des Sohnes noch immer immens. Besser gesagt beschäftigt ihn die Tatsache, dass er, wie er selber sagt noch nicht "darüber hinweg" sei.

Auf dem Wochenende kam kurz ein Vorfall zur Sprache, der meine ehemalige Schule die vergangenen Monate über stark beschäftigt hat. Ein Mädchen aus der achten Klasse erhängte sich.

Vor einer Woche las ich von dem Tod Daniel Robert Epsteins*. Erst vor kurzem habe ich angefangen seine phänomenalen Interviews mit Künstlern aus den verschiedensten Tätigkeitsfeldern zu entdecken. Er war 31 und wurde morgens von seiner Frau tot aufgefunden. Als ich mich auf seinem Profil von suicidegirls, eine der Seite für die er schrieb, umschaute sah ich den Eintrag vom 12. Juni um 3.33 Uhr: "i'm so sick it's not even funny.". So kann also der Tod in Zeiten des Internets aussehen. Irgendwie wirkte es hinausgezögert. So wie seine Interviews weiter existieren und inspirieren werden, war dieser Eintrag eines Toten, wie eine Art Fußabdruck im Sand, den das Meer nicht wegspülen kann. Es schien etwas Untotes zu sein. Etwas zwischen dem Dies- und Jenseits.

Ich beschäftige mich eigentlich garnicht so selten mit dem Tod. Ich habe gelernt ihn aus einer christlichen Perspektive zu betrachten. Aber manchmal vergesse ich all das. Da stehe ich nur vor diesem Nichts. Wie kann das sein, dass ich eines Tages nicht mehr, denke, atme, rieche, schmecke, erlebe, träume?

Irgendwie kamen in den letzten Tagen viele dieser Nachrichten zusammen, die um den Tod und um Hoffnungslosigkeit zu kreisen scheinen. Aber irgendwie geben diese Alltagsnotizen auch einen Blick frei, auf das, was unser Leben eben mitbestimmt. Leid. Und die Erinnerung daran, dass es , vielleicht schon Morgen, einfach vorbei sein wird.
In nächster Zeit werde ich mal eine Filme auflisten (hier auf dem Blog natürlich), die sich auf besondere Art und Weise mit dem Tod auseinandersetzen. Irgendwie reizt mich das schon länger.
Denn letztenendes hilft uns zwar nichts und niemand wenn wir in einer Lage sind, in der der Tod (bei Verwandten, Freunden, geschätzten Menschen oder uns selbst) zu nah zu sein scheint, aber irgendwie tut es gut mit Filmen und Geschichten seine Einsicht auf das, was Tod ist, dessen Bedeutung bewusst zu schärfen und zu erweitern.

Irgendwie tut es gut.
Und so tat auch irgendwie der Trailer zu THERE WILL BE BLOOD einfach nur gut.
Eigentlich nur ein Trailer. Allerdings einer, der sich aus dem Sumpf der totalen Trailerkacke, die in letzter Zeit von Marketingabteilungen so rausgehauen wird, deutlich abhebt.

Das hat mich auch wieder an den herzzerreißenden zweiten Teil des Magnolia-Trailers erinnert. Auch so ein Film über Leben und Tod...






*Hier gibt es einen der vielen zahlreichen Nachrufe, die der Spur, die D. R. Epstein mit seiner inspirierenden Arbeit durch das Internet gezogen hat, folgen. Am besten man fängt auf SuicideGirls an um das, was DRE irgendwie jedem Menschen zurückgelassen hat, kennen zu lernen.


Saturday, September 30, 2006

movies for neverland # 3 - MAGNOLIA



Author: Matt (hal-47) from Toronto, Canada
Magnolia is a film of epic proportions. A film that is our generation's. It's about real life, real people and real coincidences. These things happen, this is happening as Stanley Spector states. Magnolia is as perfect a film as you will see these days. P.T.'s camera acts as the protagonist, and the ensemble cast is one of the most solid in film history. Told in 24 hours, set up by a remarkable prologue and finished with a beautiful epilogue, Magnolia finds beauty in the darkness of life. In the redemption of the filth life sometimes brings us. It shows us that we are all connected through pain and suffering and sinning and yet, it does not give us this pessimistic view. Certain films cannot be described, they must be viewed and everyone should view this masterpiece!!!

MAGNOLIA
von Paul Thomas Anderson


Ich will in diesem Text nicht das tun, was sowohl Filmkritiker als auch Wissenschaftler gelegentlich verbindet.

Ich will nicht lügen. Ich weiß, dass das nicht nur ketzerisch sondern auch ungemein pathetisch klingt.
Dennoch ist es wichtig:
Ich habe noch nie in meinem Leben Short Cuts von Robert Altman in voller Länge gesehen. Nun, dies hat für den Leser, der sein Leben unnötig mit Film füllt eine ebenso ketzerische Bedeutung, wie meine Anfangsbemerkung für den, der sein Leben unnötig mit Wissenschaft füllt.

Magnolia ist ebenso wie Short Cuts ein Episodenfilm, der in L.A. spielt. Oft wird er mit Short Cuts in Verbindung gebracht.

Meine andere Einstiegswahrheit: Dieser Text entstand im Rahmen eines kulturanthropologischen Seminars.
Kulturanthropologen beschäftigen sich grob gesagt mit dem Mensch und seinem Lebensalltag. Kulturanthropologen schreiben Studien, die unser primitives Leben erklären wollen und die 200 Seiten mit dem füllen, was mir Verwandte über 70 als Wahrheit erklären.

Allen Anthropologen sei gesagt, dass Paul Thomas Anderson zwar keine Studie abgeliefert hat aber dafür ein filmisches Werk epischer Größe gefüllt mit kleinen Gesten der großer Menschlichkeit.

Wer diesen Film gesehen hat versteht uns besser:unsere Welt, unsere Kultur, unsere Träume, Ängste und Nöte.
Es ist derselbe Grund aus dem man Bücher liest, die vielleicht auch nach den ersten 60 Seiten enttäuschen, es ist der Grund aus dem man ungemein viel Geld ausgiebt um sich Six Feet Under DVD Boxen zu kaufen, es ist der Grund aus dem man in die Kirche geht.
Die Suche nach Wahrheit.

Allerdings lautet die Frage, die uns und P. T. Anderson unter anderem beschäftigt nicht unbedingt, warum wir sind.
Die Frage ist vielmehr, wie unser Leben so verdammt komisch sein kann. Nicht nur die Tatsache, dass wir überhaupt existieren, sondern die Art und Weise wie Milliarden von biologisch gezeugten, abstrakt denkenden Wesen auf dieser Erde leben.
Wir haben so viel Liebe zu geben. Und kaum haben wir einige Jahrzehnte gelebt gibt es so viel Bedauern in uns, so viel Enttäuschung.

Es gibt eine Szene in Magnolia, die Wahrheit ausspricht und diesen Film der kleinen Gesten so groß macht. Phil Parma, gespielt von einem (dies ist keine Floskel!) wunderbaren Philip Seymour Hofman ist der Pfleger, der den alten an Hirn- und Lungenkrebs leidenden Earl Partridge (R. Roberts) über die letzten Tage seiner Krankheit begleitet. Earl bittet Phil darum seinen Sohn ausfindig zu machen, mit dem er seit langer Zeit keinen Kontakt mehr hatte.

Earls Sohn Frank unterhält auf äußerst exzentrische Art und Weise ein Programm, mit Motivationsseminaren und ausgiebigen infomercials, das den Namen seduce and destroy trägt und zur Unterwerfung der Frau in der Beziehung beitragen soll. Als Phil einen Mitarbeiter von Franks Firma am Telephon hat versucht er ihm von dem Wunsch Earls seinen Sohn bevor er sterben wird noch einmal zu sehen überzeugen.

I know this sounds silly. And I know this may sound ridiculous, like this is the scene in the movie where the guy is trying to get hold of the long lost son. You know, but this is that scene.... this is that scene...and I think they have those scenes in movies because they're true. You know, because they really happen. And you gotta believe me this is really happening. I mean, I can give you my number, and you can go check with whomever you gotta check with and call me back, but do not leave me hanging on this. Alright....please. And just ...please.
See....see...this is the scene in the movie where you help me out.

Dieser Film ist voll von Szenen wie dieser.

Es ist wie als wolle uns Anderson mit all den ihm zur Verfügung stehenden Kräften von der Wahrheit seiner Geschichte überzeugen. Schaut her sagt er, meine Geschichte ist wahr.
Dann stört es auch nicht so sehr wenn manche Erzählstränge, zum Beispiel die des Polizisten Jim Kurry (John C. Reilly) einige Lücken aufweisen.

Magnolia bietet Wahrheiten über unser aller Leben. Manchen mag die Skurrilität einiger Geschehnisse abschrecken, doch diese Menschen kann ich nur mit der Tatsache vertraut machen, dass unsere Welt so ist.

Jon Brions Hörner, die diese Szene des Hasses, der Gefangenheit in unserer subjektiven, ganz eigenen Geschichte unterstreichen befindet man sich in einem Drama epischen Ausmaßes.
Am stärksten ist Magnolia in diesen Momenten des Schmerzes, in denen es Anderson gelungen ist, dass wir vollkommen eins werden mit den disfunktionalen Figuren seines Spiels. Dann steigt die Frequenz der Schnitte zwischen den Geschichten. Die Dichte steigt um ein weiteres. Dann fühlen wir mit den Figuren obwohl wir wissen wo ihre äußerst dämlichen Traumata liegen, aus denen sie wohl nur schwer ausbrechen können. Manche der Figuren aus Magnolia leben voll in ihrer eigenen Vergangenheit obwohl sie dieselbe leugnen.

Dann ist man sich sicher: Der sogenannte Episodenfilm. Der vollkommene Pluralismus der Erzählstränge ist die Königsdisziplin des Mediums, das sowieso ständig hin und her schneidet, wo Sprünge in Zeit und Raum sozusagen die Erzählung ausmachen.
Alles woraus ein Film gemacht ist fügt sich hier puzzleartig zu einem perfekten imperfekten Bild zusammen.

Magnolia erklärt die Traurigkeit, erklärt die Welt, die Verzweiflung in der wir uns manchmal befinden, die Sackgassen unseres Lebens.
Der Film beginnt ohne Vorgeplänkel mit einem Prolog, der in der Manier eines Dokumentarfilms aufbereitet ist und von dem wunderbaren Ricky Jay als Erzähler begleitet wird.


one is the loneliest number

Wenn Paul Thomas Andersons Kamera, insbesondere im Intro des Films, in dem die verschiedenen Hauptpersonen, Geschichten und deren Verwabungen vorgestellt werden, durch die Gänge und Räume schwebt und schwirrt hat man das Gefühl sich in einem von Richard Kellys Schicksals- und Zeitströmen zu befinden, die in Donnie Darko für Jake Gyllenhall sichtbar wurden. In atemberaubendem Tempo stellt die Einleitung in einem Geflecht an Einstellungen die verschiedenen Lebenssituationen der Protagonisten dar. Eine Montage quer durch den Alltag einiger Menschen in Los Angeles, Momentaufnahmen voller cinematischer Stärke. Und immer mit dem frauenfeindlichen Gelaber des Machomotivators Frank Mackey im televisionären Hintergrund. Das Fernsehen vereint uns eben alle.

Die junge instabile und einsame Claudia (Melora Walters), der Quizmaster Jimmy Gator, Stanley Spector, ein etwa 13 jähriger Junge, der in Gators Quizshow das amerikanische Fernsehpublikum beeindruckt. Aber ist er ein glückliches Kind? Die Kamera hetzt und an ihrem schnellen Auge vorbeiziehend verschwimmt die Umgebung. Im Hintergrund Amie Man's one. Die ganze Zeit. Oft laufen bei Anderson mehrere Tonspuren übereinander. Die sourcemusic, vielleicht auch der Wortdurchfall eines antifeministischen Fernsehpredigers, konkurriert da mit dem Filmsoundtrack und erzeugt eine magische Atonalität, eine Spannung, die symptomatisch für die Skurrilität ist, die Magnolia ausstrahlt. Die Skurrilität des Lebens.

Doch weiter geht es in der Ouvertüre mit dem "Quiz Kid Donnie Smith". Dessen Wohnzimmer ist leer. Stattdessen läuft dort die Show, in der Stanley Spector heute Fragen beantwortet und in der er selbst früher für Rekorde sorgte. Donnie befindet sich beim Kieferorthopäden um sich einen Abdruck für eine Zahnspange machen zu lassen. Weiter geht es zu dem, im Sterben liegenden ...

Ja, dies ist ein langer Film mit langen zwei Eingangssequenzen. Wer allerdings exzentrische Filmsprache zu schätzen weiß sich für Selbstgespräche führende, singende Charaktere und tiefe emotionale Filmmomente begeistern kann, für den ist Magnolia ein Fest.

Magnolia ist nicht wie jeder andere Film. Magnolia ist nicht wie irgendein anderer Film, den ich kenne. Die Themen, von denen der Film erzählt sind universal, grundlegend und intim zugleich. Die Bilder in denen der Film spricht sind exzentrisch, stark, innovativ und unverwechselbar.

Dass Anderson unverwechselbare Bilderatmosphären für einzelne Filme schaffen kann hat er auch mit seinem letzten Film Punchdrunk Love bewiesen. Ebenso wie Magnolia schuf er hier eigensinnige Montagen und Stimmungen, die aber für die gerade richtig waren um die Charaktere und deren Dilemmas und Seelenlandschaften darstellten.

Magnolia ist so nah am Leben, so nah, wie das Lachen, das sich in einem beim Anblick von Tom Cruises Charakter anabahnt, schnell in der Erkenntnis der Realität der Szene versickert.
Die Titelsequenz gleicht einem inhaltsüberladenem Musikvideo aber ist brilliant. Vor allem ist sie schnell, hektisch, so viel Gleichzeitigkeit und Konflikt, so viel Leben, so viel Schuld, Liebe und Hass in so kurzer Zeit. Das ist bildliche Dichtung. Leider ist das Tempo so schnell, dass man beim ersten Sehen wahrscheinlich einige brilliante Dinge garnicht wahrnehmen kann.

Andersons Kamerabewegungen sind jedoch keine pure Spielerei und werden nicht zum Selbstzweck. In einer Einstellung um Julianne Moores Charakter bspw., der jungen Linda, die mit dem großen und alten Fernsehmogul Earl Partridge, der nun im Sterben liegt, verheiratet ist. Die Kamera folgt in einer Einstellung von fünf Sekunden Lindas Telefongespräch mit dem Arzt und ihrem Weg durch mehrere Zimmer hinüber in den abgetrennten Teil des Hauses, in dem ihr Mann liegt.

Nur beiläufig gleitet die Kamera an Wänden und Raumabteilungen vorbei, unter anderem an einem endlos scheinenden begehbaren Kleiderschrank Lindas. Das alles in fünf Sekunden. Wer noch nie diesen unglaublich elektrisierenden Schub der Reizüberflutung gespürt hat kann ihn hier erleben.