Magnolia ist einer der Filme, die mich am stärksten beeinflusst haben. Die Energie dieses Films, die gleichermaßen von interessanten Charakteren, der erleuchtenden Geschichte und einer wunderbaren Kamera-Ästhetik ausgeht, haut mich bis heute um.
Als ich dann Punchdrunk Love zum ersten Mal sah ahnte ich, dass PTA wohl das ist, was man früher Genie genannt hat.
Nun ist der Trailer für PTAs nächsten Film THERE WILL BE BLOOD, den ich vor geraumer Zeit schonmal genauer beleuchtet habe, endlich da und steht in praktischer Youtube-Verschlüsselung zu endloser Vervielfältigung bereit. Bitte:
Ich finde, dass es bei PTA oft um die Scheiße im Leben geht.
[Und es ist kein Geheimnis, dass es zu den wichtigen Dingen der Kunst und des Kinos gehört die Schönheit der Scheiße (metaphorisch...das muss man in diesem Zusammenhang dazu sagen) darzustellen. ]
Und zwar nicht nur die grobe Scheiße. Nicht nur das Sterben und Leiden. Sondern auch die kleinen Dinge, die schief gehen. Die kleinen Sachen, die nie funktionieren oder zu denen wir nicht fähig sind. [Die perfekte Verkörperung dieser Inkompetenz findet sich sowohl in Barry Egan als auch bei Quiz Kid Donnie Smith und allen anderen so schön disfunktionalen Charakteren in Andersons Filmen.] Deswegen ging mir auch das Herz auf, als dieses wohl zur Ölbeförderung gebaute Holzgerüst, was man im Trailer sieht, zusammenstürzt. Einfach herrlich.
Ich sah den Trailer als ich am Sonntag von einem aufschlussreichen aber auch schwer Abschied zu nehmenden Seminar voller wunderbarer Augenblicke zurückkam. Unter anderem plagte mich die Frage, warum ich es nicht geschafft hatte mit einer ehemaligen Freundin über die Krankheit ihrer Mutter zu sprechen und zu fragen wie es ihr damit ginge. Vielleicht waren die ziemlich schönen Stunden, die wir am Wochenende miteinander verbrachten keine allzu schlechte Alternative zu einem guten Gespräch über, das was in diesem Moment wohl das größten Platz in ihr einnahm. Aber irgendwie war es nicht richtig.
Als ich dann zuhause angekommen aus der Dusche stieg rief die beste Freundin an, die meine Mutter wohl hat und zu der eigentlich jeder aus unserer Familie eine besondere Beziehung hat. Sie hat Brustkrebs. Ich weiß, dass diese Situation trotz ihrer extremen, sie persönlich betreffenden Dimension, nicht vollkommen neu für sie ist. Und ich glaube auch, dass sie in ihrem Glauben Trost, Rückhalt und Hoffnung findet. Aber das ändert eben nichts an der Tatsache, dass sie verdammt krank ist und es ihr einfach scheiße geht.
Das Gespräch mit ihr war jedoch auch, neben der Realität ihrer Krankheit, gefüllt mit Zuversicht und Hoffnung und dem Blick auf das Schöne. Liebe Menschen, die sich gut um sie kümmern. Wir unterhielten uns auch über mein Seminar.
Heute telefonierte ich mit einem Verwandten meines Vaters dessen Sohn vor einigen Wochen an einem Gehirntumor starb. Ich habe seinen Sohn selbst nie getroffen. Aber irgendwie klingen die meisten aufrichtigen Erzählungen von ihm, nach einem total prallen Leben. Das spendet auch Trost. Aber den Vater beschäftigt der Tod des Sohnes noch immer immens. Besser gesagt beschäftigt ihn die Tatsache, dass er, wie er selber sagt noch nicht "darüber hinweg" sei.
Auf dem Wochenende kam kurz ein Vorfall zur Sprache, der meine ehemalige Schule die vergangenen Monate über stark beschäftigt hat. Ein Mädchen aus der achten Klasse erhängte sich.
Vor einer Woche las ich von dem Tod Daniel Robert Epsteins*. Erst vor kurzem habe ich angefangen seine phänomenalen Interviews mit Künstlern aus den verschiedensten Tätigkeitsfeldern zu entdecken. Er war 31 und wurde morgens von seiner Frau tot aufgefunden. Als ich mich auf seinem Profil von suicidegirls, eine der Seite für die er schrieb, umschaute sah ich den Eintrag vom 12. Juni um 3.33 Uhr: "i'm so sick it's not even funny.". So kann also der Tod in Zeiten des Internets aussehen. Irgendwie wirkte es hinausgezögert. So wie seine Interviews weiter existieren und inspirieren werden, war dieser Eintrag eines Toten, wie eine Art Fußabdruck im Sand, den das Meer nicht wegspülen kann. Es schien etwas Untotes zu sein. Etwas zwischen dem Dies- und Jenseits.
Ich beschäftige mich eigentlich garnicht so selten mit dem Tod. Ich habe gelernt ihn aus einer christlichen Perspektive zu betrachten. Aber manchmal vergesse ich all das. Da stehe ich nur vor diesem Nichts. Wie kann das sein, dass ich eines Tages nicht mehr, denke, atme, rieche, schmecke, erlebe, träume?
Irgendwie kamen in den letzten Tagen viele dieser Nachrichten zusammen, die um den Tod und um Hoffnungslosigkeit zu kreisen scheinen. Aber irgendwie geben diese Alltagsnotizen auch einen Blick frei, auf das, was unser Leben eben mitbestimmt. Leid. Und die Erinnerung daran, dass es , vielleicht schon Morgen, einfach vorbei sein wird.
In nächster Zeit werde ich mal eine Filme auflisten (hier auf dem Blog natürlich), die sich auf besondere Art und Weise mit dem Tod auseinandersetzen. Irgendwie reizt mich das schon länger.
Denn letztenendes hilft uns zwar nichts und niemand wenn wir in einer Lage sind, in der der Tod (bei Verwandten, Freunden, geschätzten Menschen oder uns selbst) zu nah zu sein scheint, aber irgendwie tut es gut mit Filmen und Geschichten seine Einsicht auf das, was Tod ist, dessen Bedeutung bewusst zu schärfen und zu erweitern.
Irgendwie tut es gut.
Und so tat auch irgendwie der Trailer zu THERE WILL BE BLOOD einfach nur gut.
Eigentlich nur ein Trailer. Allerdings einer, der sich aus dem Sumpf der totalen Trailerkacke, die in letzter Zeit von Marketingabteilungen so rausgehauen wird, deutlich abhebt.
Das hat mich auch wieder an den herzzerreißenden zweiten Teil des Magnolia-Trailers erinnert. Auch so ein Film über Leben und Tod...
*Hier gibt es einen der vielen zahlreichen Nachrufe, die der Spur, die D. R. Epstein mit seiner inspirierenden Arbeit durch das Internet gezogen hat, folgen. Am besten man fängt auf SuicideGirls an um das, was DRE irgendwie jedem Menschen zurückgelassen hat, kennen zu lernen.
Als ich dann Punchdrunk Love zum ersten Mal sah ahnte ich, dass PTA wohl das ist, was man früher Genie genannt hat.
Nun ist der Trailer für PTAs nächsten Film THERE WILL BE BLOOD, den ich vor geraumer Zeit schonmal genauer beleuchtet habe, endlich da und steht in praktischer Youtube-Verschlüsselung zu endloser Vervielfältigung bereit. Bitte:
Ich finde, dass es bei PTA oft um die Scheiße im Leben geht.
[Und es ist kein Geheimnis, dass es zu den wichtigen Dingen der Kunst und des Kinos gehört die Schönheit der Scheiße (metaphorisch...das muss man in diesem Zusammenhang dazu sagen) darzustellen. ]
Und zwar nicht nur die grobe Scheiße. Nicht nur das Sterben und Leiden. Sondern auch die kleinen Dinge, die schief gehen. Die kleinen Sachen, die nie funktionieren oder zu denen wir nicht fähig sind. [Die perfekte Verkörperung dieser Inkompetenz findet sich sowohl in Barry Egan als auch bei Quiz Kid Donnie Smith und allen anderen so schön disfunktionalen Charakteren in Andersons Filmen.] Deswegen ging mir auch das Herz auf, als dieses wohl zur Ölbeförderung gebaute Holzgerüst, was man im Trailer sieht, zusammenstürzt. Einfach herrlich.
Ich sah den Trailer als ich am Sonntag von einem aufschlussreichen aber auch schwer Abschied zu nehmenden Seminar voller wunderbarer Augenblicke zurückkam. Unter anderem plagte mich die Frage, warum ich es nicht geschafft hatte mit einer ehemaligen Freundin über die Krankheit ihrer Mutter zu sprechen und zu fragen wie es ihr damit ginge. Vielleicht waren die ziemlich schönen Stunden, die wir am Wochenende miteinander verbrachten keine allzu schlechte Alternative zu einem guten Gespräch über, das was in diesem Moment wohl das größten Platz in ihr einnahm. Aber irgendwie war es nicht richtig.
Als ich dann zuhause angekommen aus der Dusche stieg rief die beste Freundin an, die meine Mutter wohl hat und zu der eigentlich jeder aus unserer Familie eine besondere Beziehung hat. Sie hat Brustkrebs. Ich weiß, dass diese Situation trotz ihrer extremen, sie persönlich betreffenden Dimension, nicht vollkommen neu für sie ist. Und ich glaube auch, dass sie in ihrem Glauben Trost, Rückhalt und Hoffnung findet. Aber das ändert eben nichts an der Tatsache, dass sie verdammt krank ist und es ihr einfach scheiße geht.
Das Gespräch mit ihr war jedoch auch, neben der Realität ihrer Krankheit, gefüllt mit Zuversicht und Hoffnung und dem Blick auf das Schöne. Liebe Menschen, die sich gut um sie kümmern. Wir unterhielten uns auch über mein Seminar.
Heute telefonierte ich mit einem Verwandten meines Vaters dessen Sohn vor einigen Wochen an einem Gehirntumor starb. Ich habe seinen Sohn selbst nie getroffen. Aber irgendwie klingen die meisten aufrichtigen Erzählungen von ihm, nach einem total prallen Leben. Das spendet auch Trost. Aber den Vater beschäftigt der Tod des Sohnes noch immer immens. Besser gesagt beschäftigt ihn die Tatsache, dass er, wie er selber sagt noch nicht "darüber hinweg" sei.
Auf dem Wochenende kam kurz ein Vorfall zur Sprache, der meine ehemalige Schule die vergangenen Monate über stark beschäftigt hat. Ein Mädchen aus der achten Klasse erhängte sich.
Vor einer Woche las ich von dem Tod Daniel Robert Epsteins*. Erst vor kurzem habe ich angefangen seine phänomenalen Interviews mit Künstlern aus den verschiedensten Tätigkeitsfeldern zu entdecken. Er war 31 und wurde morgens von seiner Frau tot aufgefunden. Als ich mich auf seinem Profil von suicidegirls, eine der Seite für die er schrieb, umschaute sah ich den Eintrag vom 12. Juni um 3.33 Uhr: "i'm so sick it's not even funny.". So kann also der Tod in Zeiten des Internets aussehen. Irgendwie wirkte es hinausgezögert. So wie seine Interviews weiter existieren und inspirieren werden, war dieser Eintrag eines Toten, wie eine Art Fußabdruck im Sand, den das Meer nicht wegspülen kann. Es schien etwas Untotes zu sein. Etwas zwischen dem Dies- und Jenseits.
Ich beschäftige mich eigentlich garnicht so selten mit dem Tod. Ich habe gelernt ihn aus einer christlichen Perspektive zu betrachten. Aber manchmal vergesse ich all das. Da stehe ich nur vor diesem Nichts. Wie kann das sein, dass ich eines Tages nicht mehr, denke, atme, rieche, schmecke, erlebe, träume?
Irgendwie kamen in den letzten Tagen viele dieser Nachrichten zusammen, die um den Tod und um Hoffnungslosigkeit zu kreisen scheinen. Aber irgendwie geben diese Alltagsnotizen auch einen Blick frei, auf das, was unser Leben eben mitbestimmt. Leid. Und die Erinnerung daran, dass es , vielleicht schon Morgen, einfach vorbei sein wird.
In nächster Zeit werde ich mal eine Filme auflisten (hier auf dem Blog natürlich), die sich auf besondere Art und Weise mit dem Tod auseinandersetzen. Irgendwie reizt mich das schon länger.
Denn letztenendes hilft uns zwar nichts und niemand wenn wir in einer Lage sind, in der der Tod (bei Verwandten, Freunden, geschätzten Menschen oder uns selbst) zu nah zu sein scheint, aber irgendwie tut es gut mit Filmen und Geschichten seine Einsicht auf das, was Tod ist, dessen Bedeutung bewusst zu schärfen und zu erweitern.
Irgendwie tut es gut.
Und so tat auch irgendwie der Trailer zu THERE WILL BE BLOOD einfach nur gut.
Eigentlich nur ein Trailer. Allerdings einer, der sich aus dem Sumpf der totalen Trailerkacke, die in letzter Zeit von Marketingabteilungen so rausgehauen wird, deutlich abhebt.
Das hat mich auch wieder an den herzzerreißenden zweiten Teil des Magnolia-Trailers erinnert. Auch so ein Film über Leben und Tod...
*Hier gibt es einen der vielen zahlreichen Nachrufe, die der Spur, die D. R. Epstein mit seiner inspirierenden Arbeit durch das Internet gezogen hat, folgen. Am besten man fängt auf SuicideGirls an um das, was DRE irgendwie jedem Menschen zurückgelassen hat, kennen zu lernen.
No comments:
Post a Comment