Ich vermute, dass ich an Minderwertigkeitskomplexen leide. Nun führt dieses Gefühl bei mir zwar nicht zu akuten Kompensationshandlungen wie im Falle Hendrik Heinz Höfgens in Klaus Manns Mephisto. Ich schäme mich nicht meiner Herkunft, für meine Identität, muss meine Vergangenheit leugnen oder meinen Namen ändern.
Mein Problem ist: Ich lechze geradezu nach Anerkennung. Nur in geringfügigen Angelegenheiten, in denen ich mich als kompetent oder wissend sehe möchte ich dafür Anerkennung finden. Ich möchte, dass meine "Expertise" und mein Können gewürdigt werden, falls sie denn mal vorhanden sind.
Bei Lehrern oder auch anderen Personen befürchte ich, dass ich als dumm angesehen werde oder dass ganz einfach meine Talente nicht erkannt werden. Manchmal zurecht manchmal aus reiner Einbildung heraus fühle ich mich dann verkannt.
Dieses Gefühl ist wie eine Ausslöschung meiner selbst , meines Könnens, ein Leugnen meiner eigenen Errungenschaften. Ich bin auf ein Erkennen meiner Leistung angewiesen. Vielleicht hätte ich das so in meiner Schulanmeldung vermerken lassen sollen.
Es ist ein generelles Problem von mir selbst sich viel zu intensiv mit der Meinung anderer über mich zu beschäftigen.
Wie als wäre mein ganzes Leben ein Test Screening und ich stehe als Regisseur hinter dem Publikum und warte die Reaktionen ab um dann im Schneideraum den Film dementsprechend zu verändern.
Trotz alledem bin ich kein Regisseur, der allzuviel Wert auf große Verkaufszahlen legt. Ich mag die
Individualität, die Eigenart und das Außergewöhnliche. Ich empfinde in der Tat bis auf wenige Situationen in meinem Leben keinen großen Bedarf mich anzupassen. Ich habe in letzter Zeit oft das Gefühl, dass mein Leben immer mehr aus den Fugen gerät. Früher hatte ich alles unter Kontrolle und all das im Leben (anderer Leute oder was ich sonst irgendwie vom Weltenlauf mitbekam), was irgendwie regellos und anarchisch schien war, irgendwie dunkel und verborgen ...und weit weg.
Mit meinem Interese an Filmen und der daraus folgenden Abhängigkeit von Internet Subkulturen und Kultur im allgemeinen schien sich diese Welt des Schwarzen und Weißen aufzulösen. Es verhielt sich bei mir nicht so extrem wie bei Emil Sinclair aber es war vergleichbar. Wahrschienlich ist es ein gängiger und natürlicher Kindheitsprozess, die Welt in eher gute und böse Gefilde aufzuteilen.
Zuweien rechnete ich als Kind sogar damit, dass mit dem Kauf einer modischen Hose meine Schulnoten schlechter werden könnten, weil ich irgendwie andere Prioritäten setzen würde.
Mit der Kultur und dem Informationsaustausch im Internet lernte ich wie fruchtbar die Vermischung und Kombination von Gegensätzen ist.
Ich war zwar nie konservativ, verschlossen oder gar fundamentalistisch -wenn man von
dieser Sache mit der Schlaghose einmal absieht- aber ich lernte eine neue Offenheit und Vorurteile abzubauen.
VIELFALT, PLURALISMUS UND DIE GEFAHR DER GLEICHGÜLTIGKEIT
Ich kommunizierte mit Menschen, die Comics liebten aber auch in beinahe poetischen Worten den Filmen huldigten, die mich verändert und angeregt hatten zu Neuen Geschichten vorzudringen. Und ich bewunderte diese Menschen dafür, dass sie solch passende Worte für das fanden was auch ich fühlte, was auch in mir drin zu stecken schien.
Es war wie als würde ich lang verschollene Verwandte oder mir im Denken verbundene Menschen treffen. Und diese Leute wuchsen auf mit Comics, waren Pornos nicht abgeneigt und waren Amerikaner. Natürlich bin ich selbstbewusst genug nicht alles gutzuheißen nur weil diese Menschen zufällig in manchen Dingen mit mir einer Meinung sind. Am Beispiel der Comics kann man allerdings tatsächlich sehen, wie mein Horizont um einige wichtige Meter erweitert wurde; zwar bin ich nicht zu einem comic geek bekehrt worden aber ich empfinde diese Ausdrucksform als unglaublich stark und spannend. Ich lernte zudem, dass man sich auf verschiedene Kunstformen einfach einlassen, sich mit ihnen beschäftigen muss.
Man muss lernen Dinge zu verstehen, denen man abgeneigt ist. Das zu lernen, war eine der wichtigsten Erfahrungen dieser Zeit des Erwachsen werdens.
Ich kenne viele Männer und Frauen in meinem Freundeskreis, die Filme wie Battle Royal, Kill Bill oder auch Kung Fu Hustle gesehen haben und sich einfach nur abschätzig über die Sinnlosigkeit und Dummheit dieser Filme auslassen. Das sind alles Personen denen im Gymnasium (was eigentlich egal ist, man sollte dieses Denken an jeder Schule gelehrt bekommen) beigebracht wurde oder beigebracht werden sollte, dass es wichtig, hilfreich und sinnvoll ist sich mit dem Hintergrund von Kunst und kulturellen Werken auseinanderzusetzen. All diese Filme kommen aus dem asiatischen Raum, aus einer Kultur, die sich sehr von unserer unterscheidet; vor allem in ihrer exzentrischen Darstelung, z.B. bei Filmen was ein Deutscher schon längst als albern abtun würde.
Es ist ja nicht so, dass es verboten werde diese Art von Filmen nicht zu mögen, allerdings sollte
man sich vorher mit ihren Einflüssen auseinandersetzen. Man sollte versuchen dieses kulturell fremde Element, was da vor einem auf dem Tisch liegt irgendwie zu verstehen. Alles andere ist konsumerische Engstirnigkeit.
Ich möchte mich jetzt nicht darüber auslassen, dass diese Leute 15 Punkte bekommen aber dann diese Grundfunktionen, die man auch Bildung nennt im Leben vergessen..."oder zählt das für die Klausur? " "ja für deine verdammte Lebensklausur über Verstand".
Ein Grund warum ich mich darüber auslasse und gleichzeitig davor zurückschrecke ist, dass ich damit nur meine Erkenntnis in diesem Umstand und meine schlechten Abiturnoten (im Vergleich zu diesen Herrschaften) rechtfertige, verteidige und aufwerten will, was vollkommen ungerecht ungerechtfertigt und blöd ist. Aber das kommt alles von dieser kleinen Disfunktionalität und ein wenig Wahrheit steckt ja auch drin, dass wirst du hoffentlich bemerkt haben.
Aber Schluss damit, eigentlich wollte ich noch fortfahren mit meinem Thema der Vielfalt und kulturellen Offenheit (langsam bekomme ich wirklich Angst, dass kulturell ein wenig zu oft in diesem Text vorkommt -sorry). Ich liebe diese besagte Seite der Filmkultur, die ich hauptsächlich von einigen websites kennen lernen durfte. Hier werden Godard und Spielberg gleichermaßen respektiert. Und auf chud.com oder aintitcool.com ist auch mainstreambash und hollywoodverarsche gerechtfertigt. Was hier zählt ist das Subjekt Film an sich und die ausgesprochene Leidenschaft dieses Medium in all seinen irren, wirren, kapitalistischen, träumerische, subtilen, homogenen, mitreißenden, verändernden, überwältigenden Nischen und Formen zu erforschen.Diese kleine Veranschaulichung soll nur ein Beispiel sein für mein neues kulturelles Eintauchen Anfang des 21. Jahrhunderts.
Das aus den Fugen geraten, was ich eigentlich meinte zielt allerdings noch auf etwas ganz anderes ab. Im letzten Jahr begann mit dem Führerschein ein regelrechter Weg des Scheiterns. Ich habe plötzlich das Gefühl, dass Erfolge, die früher im Sport, in der Schule und einfach bei allgemeinem Engagement plötzlich nicht mehr da sind.
Immer hielt ich es für selbstverständlich und wohl auch wichtig, dass meine Leistungen in gewisser Weise mein Leben wertvoll und beachtenswert für andere machten. Und natürlich waren dies auch wichtige Elemente meines Selbstbewusstseins. Jetzt ist das Abitur erneut eine Station meines Lebens, die schlechter als erwartet verlief. Aber vielleicht war genau das die Situation, die ich brauchte um wach gerüttelt zu werden.
Zwar war der Hauptgrund für mein schlechtes Abschneiden bei den schriftlichen Prüfungen nicht nur eine Lernfaulheit aber ein wenig träge und gleichgültig wurde ich in den letzten Jahren ohne Zweifel durchaus.
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